Die Zeiten, in denen Arbeit vor allem Leistung, Hektik und Präsenz bedeutete, sind vorbei. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass es mehr als nur gute Technik und einen ergonomischen Stuhl braucht, um dauerhaft kreativ sein zu können. Es geht um das große Ganze. Genauer gesagt um Wellbeing im Büro.
Das heißt: Stress reduzieren, Energie auftanken, Raum für Erholung schaffen. Klingt nach Luxus? Ganz im Gegenteil. In modernen Arbeitswelten gehören Mikropausen, Schlafnischen und Meditationsräume genauso zur Produktivität wie Meetings und To-do-Listen. Manche Firmen richten sogar richtige Wellbeing-Wochen ein, in denen die Mitarbeiter:innen aktiv lernen, wie man besser mit Stress umgeht und die eigene Gesundheit stärkt.
Ob Powernap zwischen zwei Terminen, ein Rückzugsraum für Meditation oder digitale Tools, die an Mini-Pausen erinnern – das Büro wird Schritt für Schritt zu einem Ort, der Leistung und Wohlbefinden vereint. Und genau darum geht es in diesem Beitrag. Wir erklären, wie Wellbeing im Büro, z.B. in Form von Wellbeing Wochen, aussehen könnte, welche Trends es gibt und warum Pausen am Ende nicht nur den Menschen, sondern auch den Unternehmen guttun.
Warum Wellbeing im Büro kein „Nice-to-have“ mehr ist

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde Gesundheit am Arbeitsplatz fast ausschließlich mit der richtigen Körperhaltung am Schreibtisch gleichgesetzt. Ein ergonomischer Stuhl, vielleicht ein höhenverstellbarer Tisch… das musste reichen. Doch in den letzten Jahren hat sich das Bild stark verändert. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass Produktivität, Kreativität und Motivation mehr braucht als Möbel und gute Technik.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Belastungen im Job in Form von permanenter Erreichbarkeit, Deadlines und dem Spagat zwischen Beruf und Privatleben steigen und hinterlassen Spuren. Gleichzeitig rücken Themen wie psychische Gesundheit, Stressabbau und Achtsamkeit stärker in den Fokus. Unternehmen merken, dass wer diese Aspekte ignoriert, unter Umständen nicht nur Krankheitsausfälle, sondern auch ein schlechtes Arbeitsklima in Kauf nimmt.
Hinzu kommt ein Generationenwandel. Gerade jüngere Arbeitnehmer:innen legen großen Wert auf ein Arbeitsumfeld, das mehr bietet als nur einen Platz zum Abarbeiten von Aufgaben. Sie erwarten Räume, die Erholung zulassen, Arbeitgeber, die auf Gesundheit achten und Strukturen, die das Leben nicht einschränken, sondern bereichern. Wellbeing im Büro ist damit nicht länger ein „Bonus“, den man sich gönnt, wenn Zeit und Budget übrig sind, sondern ein entscheidender Faktor für die Attraktivität eines Unternehmens.
Vom Präsenzdruck zur Achtsamkeitskultur
Der wohl größte Wandel ist der Abschied von einer Kultur, in der Überstunden und ständige Präsenz als Zeichen von Engagement galten. Heute wissen wir, dass Dauerstress krank macht und ein müder Geist selten gute Ideen hervorbringt. Stattdessen rückt die Frage in den Vordergrund, wie Menschen ihre Energie einteilen, wie sie Erholungspausen nutzen und wie man Arbeit so gestaltet, dass sie langfristig erfüllend bleibt.
Unternehmen, die das verstanden haben, schaffen nicht nur bessere Arbeitsbedingungen, sondern sich selbst auch einen klaren Wettbewerbsvorteil. Denn zufriedene und gesunde Mitarbeitende bleiben länger, sind loyaler und bringen bessere Ergebnisse.
Schlafräume im Büro – vom belächelten Gimmick zum echten Gamechanger
„Schlafen im Büro? Das kann ich doch nicht bringen!“. So oder so ähnlich hätten viele noch vor ein paar Jahren reagiert. Heute weiß man es besser. Kurze Nickerchen steigern nicht nur die Leistungsfähigkeit, sondern auch die Kreativität, Konzentration und Stimmung. Der Mittagsschlaf ist längst kein exotisches Ritual mehr, sondern eine ernstzunehmende Maßnahme für gesunde Arbeitskulturen.
Powernapping und die Wissenschaft dahinter

Dass kurze Schlafpausen mitten im Arbeitstag mehr sind als nur Luxus, belegen zahlreiche Studien. Schon 15 bis 20 Minuten reichen aus, um die Aufmerksamkeit deutlich zu steigern. Länger sollte es aber nicht sein, sonst rutscht man in eine Tiefschlafphase und fühlt sich danach eher benommen.
Die Forschung zeigt ganz klar: Ein bewusst eingeplanter Powernap kann
- die Konzentration erhöhen und Fehlerquoten senken,
- die Kreativität fördern, weil das Gehirn in dieser kurzen Pause Informationen neu verknüpft,
- die Stimmung verbessern und so das Teamklima positiv beeinflussen,
- die Produktivität steigern, und zwar nachweislich um bis zu 14 % (wie eine NASA-Studie gezeigt hat).
Viele große Unternehmen verfügen deshalb schon seit Jahren über Schlafkapseln und Nap Pods, während kleinere Firmen oft einfache, aber wirksame Ruhezonen mit Liegesesseln und abgedunkeltem Licht schaffen. Entscheidend ist nicht die Größe der Investition, sondern die Haltung. Powernapping muss Teil einer Kultur sein, die Erholung als Gewinn versteht.
Best Practices: Unternehmen mit Schlafkapseln & Ruhebereichen

Vor allem internationale Tech-Konzerne sind Vorreiter, wenn es um Wellbeing im Büro geht, z.B. in Form von Schlafräumen. Google und Zappos setzen auf sogenannte „Nap Pods“ – futuristische Kapseln, in denen Mitarbeitende ungestört ein Powernap machen können. Aber auch in Deutschland entstehen immer mehr Ruhebereiche: vom schlichten Liegesessel in einem abgetrennten Raum bis hin zu hochwertig gestalteten Schlaflounges mit gedämpftem Licht und beruhigender Musik.
Integration in den Büroalltag
Natürlich ist es nicht damit getan, einen Schlafraum einzurichten und dann zu hoffen, dass er genutzt wird. Damit das Konzept Wellbeing im Büro funktioniert, braucht es eine offene Unternehmenskultur, in der Pausen nicht als Schwäche, sondern als Teil des Arbeitsalltags verstanden werden. Hier helfen klare Regeln, etwa die Empfehlung, dass Powernaps kurz bleiben sollen, oder die Festlegung bestimmter Zeitfenster.
Schlafräume im Büro sind also kein Luxus mehr, sondern ein echter Gamechanger. Sie zeigen, dass Unternehmen verstanden haben, dass Erholung kein Zeitverlust ist, sondern ein Gewinn.
Mikropausen: Kleine Unterbrechungen, große Wirkung

Manchmal braucht es nicht den großen Urlaub oder den halben Tag frei, um den Kopf wieder klarzubekommen und Wellbeing im Büro effektiv zu integrieren. Schon winzige Pausen von ein bis zwei Minuten können erstaunlich viel bewirken. Diese Mikropausen sind wie kleine Reset-Knöpfe für Körper und Geist und lassen sich in jeden Arbeitsalltag integrieren, ohne dass Termine darunter leiden.
Warum kurze Pausen so effektiv sind
Unser Gehirn arbeitet rhythmisch und nach 60 bis 90 Minuten intensiver Konzentration nimmt die Leistung ab. Dann bringt weder mehr Recherche noch eiserne Disziplin etwas, sondern z.B. ein kurzer Mental-Reset. Studien zeigen, dass bereits eine 40-Sekunden-Unterbrechung mit Blick auf ein Naturbild messbar die Aufmerksamkeit verbessert. Ein entsprechendes Experiment verglich zwei Gruppen. Beide hatten kurze Ruhephasen, doch nur bei denjenigen, die eine grüne Landschaft sahen, blieb die Reaktionsfähigkeit stabiler – sprich weniger Fehler, mehr geistige Kontinuität.
Tagebuchbasierte Studien ergänzen dieses Bild. Kurze, freiwillige Pausen (etwa ein Spaziergang, tiefe Atemzüge oder ein kurzer Café-Stop) senken subjektive Erschöpfung und steigern Vitalität im Arbeitsalltag.
Diese Evidenz zeigt, dass kurze Pausen keine Unterbrechung sind, sondern Teil eines optimalen Arbeitsrhythmus, der Fokus, Stimmung und Leistung in Balance hält. Für Unternehmen, die produktive und gleichzeitig gesunde Arbeitsgebote schaffen möchten, sind solche „Mikro-Interventionen“ ein vielversprechender Ansatz.
Digitale Reminder & Apps

Weil viele Menschen Pausen schlicht vergessen, gibt es inzwischen zahlreiche digitale Helfer, die daran erinnern. Manche Apps blenden kleine Hinweise ein („Zeit für eine Pause!“), andere geben konkrete Tipps: strecken, trinken, aufstehen. Auch Wearables wie Smartwatches setzen auf solche Funktionen. Sie messen Aktivität, Puls oder sogar Stresslevel und schlagen gezielt Mikropausen vor.
Das Spannende dabei ist, dass diese Tools zeigen, dass Pausen nicht länger vom „guten Willen“ abhängen, sondern ganz bewusst in den Arbeitsrhythmus eingebaut werden können.
Praktische Ideen für den Büroalltag
Mikropausen können auf viele Arten integriert werden; ein kurzer Gang zur Kaffeemaschine, ein Gespräch abseits des Bildschirms oder eine kleine Stretching-Übung am Schreibtisch. Manche Firmen ermutigen ihre Teams sogar dazu, bewusst Mini-Rituale einzuführen. Das kann eine Minute tief atmen vor jedem Meeting bedeuten oder etwa ein kurzer Spaziergang nach dem Mittagessen sein.
Entscheidend ist nicht, wie die Pause aussieht, sondern dass sie stattfindet. Denn schon diese winzigen Momente der Erholung summieren sich über den Tag und machen einen spürbaren Unterschied.
Meditations- & Rückzugsräume: Oasen im Arbeitsalltag

Während Mikropausen wie kleine Atemzüge im Arbeitsalltag wirken, gehen Meditations- und Rückzugsräume noch einen Schritt weiter. Sie schaffen bewusste Orte der Stille, die nicht nur für kurze Entspannung gedacht sind, sondern für echtes Durchatmen, Abschalten und Fokussieren.
Stressabbau durch Achtsamkeit
Achtsamkeit ist längst mehr als ein Lifestyle-Trend. Sie ist eine wirkungsvolle Methode, wenn es um Wellbeing im Büro geht. Zahlreiche Studien belegen, dass Meditation, Atemübungen oder einfach nur ein paar Minuten Stille das Stresslevel deutlich senken können. Wer regelmäßig zur Ruhe kommt, schläft besser, bleibt konzentrierter und geht gelassener mit Herausforderungen um. Unternehmen, die Rückzugsräume schaffen, investieren also nicht nur in das Wohlbefinden, sondern auch in die Leistungsfähigkeit ihrer Teams.
Unterschiedliche Konzepte – von Silent Rooms bis Apps
Nicht jeder Rückzugsraum sieht gleich aus. Manche Firmen setzen auf schlicht gestaltete „Silent Rooms“ – kleine Räume mit gedämpftem Licht und akustischer Abschirmung, in denen man einfach ungestört sein kann. Andere gehen weiter und gestalten regelrechte Meditationsräume mit Yogamatten, Sitzkissen oder Klangwelten.
Parallel dazu gibt es die digitale Variante in Form von Meditations-Apps wie Headspace oder Calm, die Mitarbeitenden über Firmenaccounts kostenlos zur Verfügung gestellt werden können. Diese können individuell genutzt werden, etwa in einem ruhigen Raum im Büro oder zu Hause. Die Kombination aus physischem Rückzugsort und digitalen Tools ist besonders wirkungsvoll, da sie unterschiedliche Bedürfnisse abdeckt.
Gestaltungsideen für Unternehmen
Ein Rückzugsraum muss kein großer Luxus sein. Oft reicht schon ein kleiner, liebevoll gestalteter Raum, der bewusst anders wirkt als das restliche Büro. Helle, warme Farben, Pflanzen, gemütliche Sitzgelegenheiten und vor allem eines: Ruhe. Wichtig ist, dass solche Räume wirklich respektiert werden. Also keine Meetings, keine Telefonate, keine Gespräche. Nur der Raum, die Stille und die Möglichkeit, Kraft zu tanken.
Solche Oasen im Arbeitsalltag sind ein starkes Signal: Hier geht es nicht nur um Arbeit, sondern auch um den Menschen dahinter.
Wellbeing-Wochen: So funktioniert das Konzept

Gesundheitskurse, Yoga-Sessions oder Obstkörbe kennt man mittlerweile fast überall. Doch Wellbeing-Wochen heben das Ganze auf ein neues Level. Sie bündeln Maßnahmen, Rituale und Events in einer kompakten, intensiven Zeitspanne. Das sorgt für Aufmerksamkeit, macht das Thema erlebbar und motiviert Mitarbeitende, Neues auszuprobieren.
Fokus auf Achtsamkeit & Regeneration
Eine Wellbeing-Woche ist nicht einfach eine lose Aneinanderreihung von „netten Angeboten“. Sie folgt einem roten Faden. Im Zentrum steht das Ziel, Stress zu reduzieren, die Resilienz der Teams zu stärken und mehr Balance in den Arbeitsalltag zu bringen. Dafür werden verschiedene Bausteine kombiniert, von Workshops bis zu Ruhezeiten.
Typische Elemente einer Wellbeing-Woche
Statt alles gleichzeitig und permanent einzuführen, werden Maßnahmen zeitlich begrenzt, aber intensiv gebündelt. Das kann zum Beispiel so aussehen:
- Schlaf & Erholungstage: Einführung von Schlafkapseln oder Powernap-Angeboten.
- Achtsamkeits-Workshops: Meditation, Atemtechniken oder kurze Yoga-Sessions im Büro.
- Digital Detox: Handyfreie Zeiten im Arbeitsalltag, sprich bewusst offline gehen.
- Bewegung & Ausgleich: Mini-Workouts oder Spaziergänge in der Mittagspause.
Solche Aktionen sorgen dafür, dass die Belegschaft aktiv eingebunden wird und dass das Thema Wellbeing im Büro nicht abstrakt bleibt, sondern spürbar wird.
Nachhaltiger Effekt über die Woche hinaus
Das Ziel ist nicht, dass sich nach einer Woche alles wieder normalisiert. Vielmehr schaffen solche Aktionswochen Impulse für langfristige Veränderungen. Viele Mitarbeitende nehmen neue Routinen mit, die auch nach der Wellbeing-Woche im Alltag weiterleben: ein kurzer Spaziergang, bewusstes Abschalten oder der Mut, den Schlafraum tatsächlich zu nutzen.
Wenn Unternehmen Wellbeing-Wochen regelmäßig einplanen, entsteht ein positiver Kreislauf und Gesundheit und Achtsamkeit werden Schritt für Schritt Teil der Unternehmenskultur.
Die Rolle der Digitalisierung: Smarte Pausenmanagement-Tools

Digitalisierung und Erholung; klingt im ersten Moment wie ein Widerspruch. Schließlich sind es oft E-Mails, Chats und Benachrichtigungen, die uns aus dem Flow reißen. Doch richtig eingesetzt kann Technologie genau das Gegenteil bewirken. Sie hilft, Pausen bewusst einzuhalten, sinnvoll zu gestalten und auf die individuellen Bedürfnisse abzustimmen.
Apps, die an Pausen erinnern
Ein Klassiker sind kleine Programme oder Browser-Add-ons, die regelmäßig kurze Unterbrechungen vorschlagen. Sie erinnern daran, die Augen vom Bildschirm zu lösen, aufzustehen oder ein Glas Wasser zu trinken. Manche Apps gehen noch einen Schritt weiter und schlagen konkrete Mikroübungen in Form von Schulterkreisen, kurzen Stretchings oder einer zweiminütige Atemmeditation vor.
Wearables als persönliche Begleiter
Smartwatches und Fitness-Tracker haben sich längst als stille Coaches etabliert. Sie messen nicht nur Schritte und Herzfrequenz, sondern registrieren auch, wann der Körper überlastet wirkt. Steigt der Puls während langer Sitzphasen, meldet sich die Uhr mit einem dezenten Hinweis: „Zeit für Bewegung.“ Dieses Feedback macht sichtbar, wie stark Arbeitsroutinen den Körper beeinflussen und eröffnet die Chance, rechtzeitig gegenzusteuern.
Digitale Entspannungsangebote
Neben Erinnerungen und Feedbacksystemen setzen immer mehr Unternehmen auf digitale Tools, die Pausen aktiv bereichern. Beliebt sind zum Beispiel:
- Meditations-Apps wie Headspace oder Calm, die kurze, geführte Sessions anbieten.
- Online-Yoga oder Atemübungen, die sich direkt in den Arbeitstag integrieren lassen.
- Virtuelle Kurzreisen mit VR-Brillen, bei denen Mitarbeitende für ein paar Minuten ans Meer oder in den Wald „abtauchen“.
Solche Angebote sind flexibel einsetzbar, leicht skalierbar und funktionieren sowohl im Büro als auch im Homeoffice. Ihr großer Vorteil ist, dass sie Menschen dort abholen, wo sie gerade sind – ob gestresst, müde oder einfach gedanklich festgefahren.
Die Balance ist entscheidend
Doch so praktisch diese Lösungen auch sind, sie dürfen nicht zur Belastung werden. Wenn Pausen durch ständige Push-Nachrichten eher wie ein Pflichtprogramm wirken, geht der eigentliche Erholungseffekt verloren. Erfolg hat die Digitalisierung dann, wenn sie dezent unterstützt, ohne Druck aufzubauen. Am wirksamsten ist eine Mischung aus sanften Erinnerungen und echten Wahlmöglichkeiten. So bleibt die Entscheidung, wann und wie eine Pause stattfindet und aussieht, beim Menschen selbst; und genau das macht die Pause wertvoll.
Herausforderungen & Kritik

Akzeptanz im Team
So sinnvoll Powernaps, Rückzugsräume oder Wellbeing-Wochen auch sind, nicht jede:r Mitarbeitende fühlt sich sofort damit wohl. In vielen Köpfen hält sich noch die Vorstellung, dass Erholung und Arbeit Gegensätze seien. Wer mittags kurz die Augen schließt oder an einer Meditation teilnimmt, könnte befürchten, als weniger leistungsfähig oder sogar als „faul“ wahrgenommen zu werden. Diese Sorge ist tief in traditionellen Arbeitskulturen verankert, die sichtbare Aktivität oft höher bewerten als tatsächliche Produktivität.
Damit solche Angebote wirklich genutzt werden, braucht es eine klare Kommunikation und eine Unternehmenskultur, die signalisiert: Erholung ist Teil des Jobs. Führungskräfte spielen hier eine Schlüsselrolle. Wenn Vorgesetzte selbst Pausenräume nutzen, Powernaps einlegen oder kurze Meditationssessions ausprobieren, wird das Verhalten automatisch legitimiert. Auch Erfahrungsberichte innerhalb des Teams helfen die Hemmschwelle zu senken. Je normaler diese Praktiken im Alltag erscheinen, desto eher werden sie selbstverständlich genutzt; und zwar ohne Schuldgefühle.
Kosten und Investitionen
Ein weiterer kritischer Punkt sind die Kosten. Schlafkapseln, abgetrennte Ruhezonen oder firmeneigene Apps für Achtsamkeit sind Investitionen, die gerade für kleine und mittelständische Unternehmen zunächst hoch erscheinen. Doch man darf den Blick nicht nur auf die Anschaffungskosten richten. Studien zeigen, dass Unternehmen in Form von weniger Krankentagen, geringerer Fluktuation und mehr Mitarbeiterbindung langfristig profitieren.
Ein Beispiel: Laut einer Untersuchung der RAND Corporation kann Schlafmangel die Produktivität von Mitarbeitenden erheblich senken und verursacht in der EU jährlich Kosten in Milliardenhöhe. Schon kleine Maßnahmen, wie flexible Pausenzeiten oder ergonomisch gestaltete Ruhebereiche, können diesem Trend entgegenwirken. Wer nicht direkt in teure High-Tech-Kapseln investieren möchte, kann auch mit kreativen Low-Budget-Lösungen starten, etwa abgedunkelte Räume mit bequemen Sesseln oder Partnerschaften mit App-Anbietern, die Firmenlizenzen günstiger anbieten.
Gefahr des Feigenblatt-Effekts
Wellbeing im Büro darf kein reines Imageprojekt bleiben. Wenn Unternehmen medienwirksam Rückzugsräume einrichten, Mitarbeitende aber gleichzeitig unter Dauerstress, langen Arbeitszeiten und strikten Deadlines leiden, wirkt das unglaubwürdig. In diesem Fall werden Pausenräume schnell zu Symbolen eines „Feigenblatt-Effekts“: gut sichtbar, aber ohne echte Wirkung.
Echte Glaubwürdigkeit entsteht erst, wenn solche Maßnahmen Teil einer umfassenden Strategie für gesunde Arbeitsbedingungen sind. Dazu gehören flexible Arbeitszeiten, realistische Zielsetzungen und eine Führungskultur, die Achtsamkeit ernst nimmt. Ein Rückzugsraum allein verändert nichts, aber im Zusammenspiel mit einer offenen Kultur kann er zum wichtigen Baustein für eine neue Arbeitswelt werden.
Zukunftsausblick: Wie sieht das Büro von morgen aus?

Hybride Modelle & flexible Räume
Die Arbeitswelt entwickelt sich klar in Richtung hybrider Strukturen. Das Büro wird künftig weniger ein fester Arbeitsplatz sein, sondern vielmehr ein multifunktionaler Treffpunkt und mal Projektlabor, mal Kreativwerkstatt, mal Rückzugsort. Schlafräume oder Meditationsbereiche könnten genauso selbstverständlich werden, so wie es heute Konferenzräume oder Kaffeeküchen sind.
Das bedeutet auch, dass Räume flexibler genutzt werden. Ein Bereich, der vormittags für Meetings dient, kann am Nachmittag zum Ruhebereich umgestaltet werden. Mobile Trennwände, modulare Möbel und intelligente Beleuchtungssysteme machen es möglich. Das Büro von morgen passt sich den Bedürfnissen der Menschen an, nicht umgekehrt.
Technologien als Pausenhelfer
Auch smarte Systeme werden eine zentrale Rolle spielen. Wearables könnten in Echtzeit Stresslevel, Puls oder Müdigkeit messen und personalisierte Pausenempfehlungen geben. Künstliche Intelligenz könnte Kalenderdaten analysieren und automatisch kleine Erholungsslots einplanen, bevor ein kritisches Konzentrationstief erreicht ist.
Virtual-Reality-Anwendungen eröffnen noch mehr Möglichkeiten. In wenigen Minuten können Mitarbeitende in eine entspannende Umgebung eintauchen – ob Waldspaziergang, Strandkulisse oder inspirierende Fantasiewelt. Diese „Kurzreisen“ wirken wie ein Mini-Urlaub, ohne den Arbeitsplatz zu verlassen.
Biophilic Design und Wohlfühl-Atmosphäre
Neben der Technik wird das Büro der Zukunft stark auf Biophilic Design setzen. Studien belegen, dass Pflanzen, Wasser-Elemente, natürliche Materialien und viel Tageslicht das Stresslevel senken und gleichzeitig die Kreativität fördern. Schon kleine Veränderungen (z.B. grüne Wände, Indoor-Gärten oder Möbel aus Holz) können den Unterschied machen.
Das Büro von morgen wird dadurch nicht nur ein funktionaler Arbeitsplatz, sondern ein Ort, an dem man sich gerne aufhält. Ein Umfeld, das Motivation und Wohlbefinden gleichermaßen unterstützt und die Grenzen zwischen Arbeit und Erholung auf natürliche Weise verschwimmen lässt.
Fazit: Pausen sind die neue Produktivität

Wellbeing-Wochen, Schlafräume, Mikropausen und digitale Pausenhelfer sind weit mehr als nette Extras. Sie sind ein strategisches Investment in die Zukunft der Arbeit. Unternehmen, die das Thema Wellbeing im Büro ernst nehmen, schaffen nicht nur gesündere Arbeitsbedingungen, sondern stärken Produktivität, Kreativität und Mitarbeiterzufriedenheit.
Die eigentliche Herausforderung besteht darin, diese Maßnahmen nicht isoliert einzuführen, sondern sie in eine echte Kultur der Achtsamkeit einzubetten. Erst wenn Pausen zur Norm werden und nicht als Ausnahme gelten, entfalten sie ihr volles Potenzial. Führungskräfte, die selbst mit gutem Beispiel vorangehen, senden hier die stärkste Botschaft: Erholung ist nicht optional, sondern Teil professioneller Arbeit.
Das Büro von morgen wird also nicht nur smarter, sondern vor allem menschlicher. Ein Ort, an dem Leistung und Wohlbefinden keine Gegensätze mehr sind, sondern sich gegenseitig verstärken und an dem Pausen nicht als Stillstand, sondern als echter Fortschritt verstanden werden.